Wann ist eigentlich der optimale Zeitpunkt um den Perwolff vom Weingut Krutzler zu trinken. Kann man nicht so genau sagen, doch die Erfahrung lehrt, dass zehn Jahre ein guter Anfang sind.
Wenn ich eine Flasche Perwolff vom Weingut Krutzler in Deutsch-Schützen aufmache, dann klingt einerseits immer ein bisschen der Hauch der (österreichischen Wein-)Geschichte mit. Die Geschichte beruht ja auf Geschichten und eine davon ist diese. Es war wohl so Mitte der Achtziger Jahre, als eines schönen Sonntags eine Wirte-Delegation aus Wien vor der Kellertür von Hermann Krutzler ihr Auto einbremste und alle Weine kosten wollte. Dass Kunden von so weit her kamen, war damals nicht üblich. Und obwohl sich Krutzler bereits sehr um die Qualität seiner Weine bemüht hatte, wurden diese ausschließlich in der näheren Umgebung im Südburgenland verkauft und getrunken. Die Herren, namentlich Rudi Kellner (Altwienerhof), Niki Kulmer (Nikis Kuch’lmasterei) und Heinz Reitbauer d.Ä. (Steirereck) waren begeistert und kauften – zum großen Erstaunen des Winzers gleich ein ganzes Fass. Mit der Bitte um Lieferung nach Wien.
Kult seit 1992
Den Perwolff gab es damals noch nicht, der erste Jahrgang dieses Ausnahme-Blaufränkisch, der wie kaum ein zweiter das Terroir vom Eisenberg und dem Deutsch-Schützener Weingebirge einfängt, wurde vom großen, weil sehr heißen Jahrgang 1992 gekeltert. Der Wein wurde Marke und schließlich Kult. Gemacht wird er schon seit vielen Jahren von Hermann Krutzlers Sohn Reinhold, der das Weingut leitet und ohne große Umgebung seinen Weg geht, puristische und mit der Region verhaftete Rotweine zu keltern.
Jenseits der Faserschmeichler
Dabei war und ist der Perwolff niemals ein Faserschmeichler, immer kraftvoll aber auch streng mit einer fast schon archaischen Gerbstoffstruktur und rassiger Säure. Nicht besonders geschliffen, nicht an Moden orientiert, dafür charaktervoll und eigenständig. Dem Diktat, immer zugänglichere, süßere und vollmundigere Rotweine zu keltern ist Krutzler nie gefolgt. Man tut sich daher selbst einen Gefallen, wenn man dem Wein zumindest ein paar Jahre Kellerreife gönnt. Nach dem Öffnen sollte man ihn dann, so wie ich es mit dem 2007er gemacht habe, zwei, drei Stunden dekantiert. Dann präsentierte sich der Perwolff 2007 mit einer wunderbaren Würze im Duft, erdigen Noten und einem Hauch von Bitterschokolade. Am Gaumen dann straff, präzise, wunderbar strukturiert und mit gerade soviel Fleisch, dass er nicht nur fordernd war, sondern auch Trinkspaß bereitet hat. Trinkvergnügen für Fortgeschrittene, vom ersten bis zum letzten Schluck.