Mathias Hirtzberger: Der Mann der feinen Töne

Mit Mathias Hirtzbergers Weinhofmeisterei in Wösendorf hat sich ein neuer Fixstern am Wachauer Weinfirmament etabliert.

Text: Klaus Egle, Fotos: Elisabeth Egle

Mit der Eröffnung der imposanten „Weinhofmeisterei Hirtzberger“ in Wösendorf vor wenigen Wochen haben Mathias Hirtzberger und seine Weine nun eine würdige Produktions- und Präsentationsstätte bekommen, die auch nach außen hin dokumentiert: Da ist jemand angekommen. Damit ist ein Prozess vorerst abgeschlossen, der vor fünf Jahren begonnen hat, als Hirtzberger seine ersten eigenen Weine unter dem Label „Weinhofmeisterei“ zu keltern. Fünf Jahre, in denen er nicht nur gemeinsam mit seiner Frau Hanna eine Familie gegründet, sondern auch seinen eigenen Weinstil kreiert und entwickelt hat.

Was gar nicht so einfach war, wenn man aus der Familie Hirtzberger, einer der renommiertesten Wachauer Wein-Dynastien stammt. Immerhin haben Mathias Vater Franz und sein älterer Bruder, Franz junior, über Jahrzehnte beeindruckende Spurrinnen in die österreichische Weinlandschaft gepflügt und allein schon der Erfolg, den sie mit ihren Weinen haben, stellte zweifellos eine Verlockung dar, es ihnen gleich zu tun. Dennoch ging Mathias Hirtzberger seinen eigenen Weg und zwar ganz ohne Palast-Revolution und Generationen-Konflikt: In der Familie Hirtzberger hält man zusammen.

Ein Zusammenspiel von Glücksfällen

Das schließt auch die Unterstützung bei der Betriebsgründung mit ein, wie Mathias Hirtzberger erzählt. „Ich habe im Jahr 2014 mit einer sehr kleinen Produktion im Keller meines Vaters begonnen. Dann haben wir eine Ausweichmöglichkeit gesucht, was gar nicht so leicht war – aber schließlich hat es sich doch ergeben. Was hier jetzt entstanden ist, war ursprünglich nicht so geplant und es konnte nur durch die Hilfe meiner Eltern und ein Zusammenspiel von einigen Glücksfällen so passiern.“

So weit so gut: Die neue Weinhofmeisterei spielt als Kellerei alle Stückeln und ist vom Baustil her mit viel Gefühl in diese sensilbe Landschaft integriert worden. Zwei Dinge waren aber ausschlaggebend dafür, dass Mathias Hirtzberger nun einen gänzlich eigenständigen, eben seinem persönlichen Weinstil gefunden hat. Da ist einmal er selbst, der beim Wein die feinen, leisen Zwischentöne liebt, weder vordergründige Frucht noch überbordende Wucht anstrebt. Und dann ist Wösendorf nicht Spitz. „Wir haben ja früher in Spitz viele Botrytistrauben gelesen und meine Überlegung war, dass wir das hier nicht machen können, sonst werden die Weine noch mächtiger. Wir lassen also die Botrytistrauben weg und bekommen so mehr frische Zitrusaromen“, erklärt Hirtzberger und gibt auch gleich noch einen Einblick in das Keller-Geschehen: „Da arbeiten wir mit längeren Maischestandzeit um speziell bei diesen Jahrgängen mit niedriger Säure etwas mehr Phenol zu bekommen, was sich am Gaumen mit einem dezenten Gerbstoff niederschlägt.“

Leichtfüßig und animierend

Was wiederum ein Grund ist, dass sich Hirtzbergers Weine auch dann, wenn sich einmal ein 14er auf’s Rückenetikett geschummelt hat, immer noch leichtfüßig und trinkanimierend präsentieren. A propos leicht: Ganz der Wachauer Tradition verpflichtet, beginnt hier das Sortiment mit der Steinfeder, wobei auffällt, dass dieser Grüne Veltliner „Stab“ 2018 trotz seiner Leichtfüßigkeit ein ernst zu nehmender Wein mit pfeffriger Würze, zarter, gelber Frucht, fein ziselierter Säure und zupackender Mineralität am Gaumen ist. Das ist zwar noch nicht die große Leinwand aber sehr, sehr fein gemachtes Programmkino. Die Weinbezeichnungen wie „Treu“, „Stab“ oder „Zier“ leiten sich übrigens aus dem Wappen des Stiftes St. Florian ab, in dessen Besitz sich die von der Familie Hirtzberger 2014 übernommene „Hofmeisterei“ mit dem gleichnamigen Restaurant, einst befand.

Immer wieder kleine Widerhaken

Doch Hirtzberger beherrscht auch durchaus das Genre des Blockbusters: So entfaltet etwa der Grüne Veltliner Smaragd 2017 von der Ried Kollmütz schon im Duft genau jene dunkle, rauchige Würze, die für die Wösendorfer Lagen so typisch ist. Am Gaumen präsentiert er sich vollmundig und stoffig aber eben auch wieder mit diesen kleinen Widerhaken, an denen sich dieser große Veltliner wie von selbst über den Gaumen zieht. Die Ingredienzien, die dazu führen sind unter anderem eine sehr späte Lese, die Verwendungen von eigenen, alten und neutralen Hefen für die Spontangärung und eine auf das Minimum reduzierte Kellerarbeit „damit die Weine auch dann, wenn die Trauben sehr reif sind, so schlank wie möglich bleiben.“

Gut Ding braucht Weile

Tatsächlich zeigt eine kleine, abschließende Vertikale durch die Jahrgänge 2015 bis 2018 der Grünen Veltliner Smaragde von der Ried Kollmütz und der Riesling Smaragde von der Ried Kollmitz, dass die Weine stets präziser und klarer werden und sich immer mehr dem angestrebten Idealbild annähern. Andererseits präsentieren sich gerade die älteren Weine in ihrer ersten Reife wunderschön ausgewogen, harmonisch und animierend und beweisen einmal mehr, dass gut Ding auch Weile braucht.

Weinhofmeisterei Mathias Hirtzberger

3610 Wösendorf in der Wachau, Hauptstraße 142

02715/22 9 55

buero@weinhofmeisterei.at

www.weinhofmeisterei.com