Klaus Egles Weine der Woche: Die Esterházy Projektweine

Das Weingut Esterházy hat sich im vergangenen Jahrzehnt rundum erneuert und zählt zu den wichtigsten Playern in der burgenländischen Weinszene. Jüngster Innovationsstreich ist eine ganze Serie von „Projektweinen“ mit alternativen Weinbereitungsmethoden. Ich habe einige davon verkostet – und war positiv überrascht.

Das erste Lob gilt der Aufmachung: Man sieht die Flaschen mit den übersichtlich gestalteten Raster-artigen Etiketten und der hochwertigen Ausstattung mit Wachskapsel und freut sich über diesen gelungenen Auftritt. Zweitens: Jede Flasche ist durchnummeriert – mit Angabe der Gesamtproduktion, die sich in durchaus überschaubaren Zahlen abspielt. Auch das vermittelt Wertigkeit und weist darauf hin, dass es sich hier um handwerklich hergestellte Weine in Kleinserie handelt, gut so!

Alles was neu und spannend ist

Das Ziel bei den Esterházy-Projektweinen ist es, neue Weinbereitungsmethoden zu verfolgen und zu perfektionieren und so zu neuen Erkenntnissen zu gelangen. Des Ergebnis ist eine spannenden Vielfalt von Weinen, die von Spontanvergärung über den Ausbau im Granitfass oder Keramik-Ei bis zur unfiltrierten Abfüllung ohne Schwefel so ziemlich alles beinhaltet, was in Sachen Weinbau neu und spannend ist.

Nr. 3 –  Chardonnay Granite 2017, Ried Lamer €  16,-

Ausbau: Handlese, Ganztraubenpressung mit der Korbpresse, Spontangärung im Grantifass, zwölf Monate Ausbau auf der Feinhefe. Das Granitfass ist entgegen landläufiger Meinung porös und ermöglicht einen Luftaustausch mit der Umgebung. Dadurch wird eine leichte, gleichmäßige Mikrooxigenierung erreicht, ähnlich einem Holzfass.

Kostnotiz: Reifer gelber Apfelton, fruchtsüß, feine Würze, gelbfruchtig, weiße Schokolade, Blütenhonig in der Nase, am Gaumen kernig, knochentrocken, mineralisch, dicht, zarter Gerbstoff gibt ihm Struktur und macht ihn animierend, fantastische Präsenz, Fenchel am Gaumen, viel Druck, mittlere Länge

Nr. 9 – Pinot Blanc Tonneaux 2019 € 16,-

Ausbau: Die Trauben wurden spontan in einem 2-Jahre-alten Stockinger Y-Fass mit 30 Tagen Maischestandzeit vergoren. Nach dem Abpressen wurde der Wein für weitere 6 Monate auf der Vollhefe ausgebaut. Um die rassige Säure zu erhalten, wurde keine malolaktische Gärung durchgeführt.

Kostnotiz: Mineralisch, kühl und würzig, kalkig, salzig, jodige Aromen, druckvoll im Duft, saftig am Gaumen mit dichtem Körper, dezente Fruchtsüße, stoffig, frisch und lebendig mit reifer, animierender Säure, legt sich fantastisch an, toller Grip, super trocken am Gaumen, spannender Speisenbegleiter

Nr. 1 – Pinot Blanc Old Vines 2017 € 29,-

Ausbau: Handlese von 40 Jahre alten Rebstöcken. Spontanvergärung und biologischer Säureabbau in gebrauchten Fässern. Anschließende Lagerung im Stahltank für 6 Monate und Abfüllung ohne Filtration und ohne Schwefelzugabe. Der Wein weist eine leichte Trübung auf, die für zusätzliche Haltbarkeit bei ungeschwefeltem Wein sorgt.

Kostnotiz: Kandierte Orangenschalen im Duft, äpfelig-maischig in der Nase, Kaffee, brauner Zucker, Jod, torfig, Whisky-Touch; Kräuterwürze und Pikanz am Gaumen, viel Druck, kompakt und drahtig, mineralisch, unglaubliche Präsenz, dringt bis zur letzten Geschmackspapille vor – für Liebhaber von alternativen Weinstilen eine Offenbarung!

Nr. 7 – Blaufränkisch Beaujolais 2020 € 12,-

Ausbau: Die Trauben stammen von 40 Jahre alten Reben. Die unverletzten Trauben wurden samt den Stielen in einen Stahltank geschlichtet und anschließend mit Kohlendioxid überlagert. Dadurch setzt eine intrazelluläre Gärung ein, bei der Äpfelsäure mit Hilfe von Enzymen in Alkohol umgewandelt wird, anstatt Zucker mit Hilfe von Hefen. Dieses Verfahren ist international als „Maceration Carbonique“ bezeichnet und wird vor allem im Beaujolais eingesetzt. Die Weine haben dadurch weniger Säure und eine intensive Frucht und sind bereits jung antrinkbar. Nach 4 Wochen wurden die Trauben abgepresst und danach „klassisch“ mit Hefen fertigvergoren. Die verbliebene Äpfelsäure durchlief anschließend den biologischen Säureabbau. Nach einer Lagerung von 4 Monaten im Stahltank wurde der Wein unfiltriert und mit wenig Schwefelzusatz auf die Flasche gefüllt.

Kostnotiz: Super, trocken, einladendes, funkelndes Rubinrot wie eine reife Herzkirsche, ganz was anderes! Schwarze Ribiseln, Zwetschke, tolle Frucht, lebendige Säure, trinkfreudig, leichtfüßig – der Super-Rotwein für warme Tage, perfekt zur Speckjause!

Nr. 4 – Blaufränkisch Ceramic Egg 2018 € 24,-

Ausbau: Die Trauben stammen von 40 Jahre alten Reben. Ein Drittel davon wurde mit den Stilen in die Keramikeier gelegt, zwei Drittel wurden gerebelt und gequetscht, mit diesen wurden die Keramikeier aufgefüllt. Diese wurden dann für 2 Monate verschlossen. Die Eiform sorgte dann während der spontanen Gärung für einen langsamen, stetigen Saftfluss. Dadurch erfolgte ohne die mechanische Belastung des Unterstossens eine lange, aber sehr schonende und sanfte Auslaugung der Beeren. Die schweren Keramikwände sorgten zusätzlich für gleichbleibende Temperaturen und einen kühlen Gärverlauf. Anschließend wurde der Wein gepresst und danach noch 6 Monate in den Keramikeiern gelagert. Die Füllung erfolgte ohne Schwefelzugabe und Filtration

Kostnotiz: Dunkle Beeren, Rumtopf, Weihrauch, viel Druck und Struktur am Gaumen, delikate Frucht und tiefe Würze, legt sich schön an, Aromen von Kirschen und Weichseln am Gaumen, rassig, zupackend, tolle Präsenz und schöne Länge

Alle Weine gibt’s im Esterházy Weinshop