Der Pinot Noir 2017 Ried Steinbügel vom Weingut Gut Hardegg in Seefeld Kadolz ist ein gewinnendes Argument für Pinot Noir im Weinviertel.
Ich muss gleich vorausschicken: Bei Pinot Noir bin ich nicht objektiv, denn ich liebe ihn und was man liebt, das kann man halt nie ganz neutral betrachten und beurteilen. Aber ich bin auch – ganz objektiv – davon überzeugt, dass Pinot Noir im Weinviertel Sinn macht. Überhaupt dort, wo ein Reizklima mit hohen Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nacht und ein kalkreiches Terroir aufeinandertreffen. Genau das ist in der Ried Steinbügel, die sich direkt hinter dem Weingut Gut Hardegg befindet, der Fall. Sie ist eine nach Süden ausgerichtete Hanglage mit tonigen Rohsandböden und, dank dem einst hier wogenden Urmeer, sehr kalkreichen Böden. Was kann da schon schiefgehen?
Der Standort entscheidet
Eigentlich alles, denn so genial ein perfekter Pinot Noir auch sein kann, so ist er im Weingarten alles andere als einfach. Durch die dünnen Beerenhäute, die auch für die hellrote Farbe verantwortlich sind, ist er sehr anfällig für Fäulnis. Auch hier erweist sich der Standort Steinbügel als ideal: Sonnendurchflutet und windausgesetzt trocknen Reben und Trauben auch im Herbst rasch ab und somit erreichen die Trauben in guten Jahren ihre perfekte Reife bei bester Gesundheit. Wobei auch die Frage der perfekten Reife bei dieser Rebsorte nicht ganz leicht zu beantworten ist. Nicht zu viel und nicht zu wenig wäre eine salomonische Lösung, denn der Pinot verzeiht weder grüne, unreife Trauben noch Überreife.
Den Wein anständig behandeln
Den Pinot Noir Ried Steinbügel 2017 hatte ich jedenfalls in bester Erinnerung, als ich ihn kürzlich in meinem Keller geöffnet habe. Zugegeben, ich hatte kein optimales Glas zur Hand, zu kühl war er auch und frisch aufgerissen noch dazu. Das Ergebnis war erschütternd. Dünn, sauer, keine Pinot-Frucht… sollte ich mich in diesem Wein so getäuscht haben? Das wollte ich dann doch nicht glauben und nahm die Flasche mit nach Hause. In das bauchige Zalto-Burgunderglas gefüllt und ein paar Minuten belüftet und siehe da: Der Wein wurde zum Pinot Noir! Feine Waldbeeren- und Bodenaromen in der Nase, kühl, würzig und fein strukturiert, zeigten sich jetzt auch die Säure und der zarte Gerbstoff nicht mehr widerborstig, sondern als begeisterte Teamplayer, die dem Wein zu Struktur und einem animierenden Trinkfluss verhelfen. Elegant aber auch mit den nötigen Kraftreserven ausgestattet, kann er gut für sich stehen, freut sich aber sicher auch über edles Wildgeflügel als Begleiter auf dem Teller. Was lernen wir daraus? So ein Wein will anständig behandelt werden, dann geizt er auch nicht mit seinen Reizen.
Bewertung: 18/20 Punkten