Einem reinsortig ausgebauten Cabernet Franc begegnet man in Österreich nur sehr selten. Die Begegnung mit dem 2009er Cabernet Franc Reserve Ried Hagelsberg vom Weingut Pitnauer in Göttlesbrunn hinterließ bei mir dafür einen nachhaltigen Eindruck.
Nur rund 90 Hektar, das sind gerade einmal 0,2 Prozent der heimischen Gesamtrebfläche, sind in Österreich mit Cabernet Franc bestockt. Und: Der Großteil der Trauben, die da geerntet werden verschwindet in Cuvées. Das durchaus mit gutem Grund, denn einerseits liefert die vermutlich aus dem Bordelais stammende Rebsorte den Weinen Struktur und Würze, andererseits kann der Cabernet Franc solo ausgebaut vor allem in seiner Jugend ein veritables Raubein sein. Hans Pitnauer ist einer der sich schon vor fast zwanzig Jahren daran machte, diese Rarität zu kultivieren. Allerdings war auch sein Plan, den Cabernet Franc für eine neue Cuvée zu verwenden, weshalb auch gerade einmal 0,2 Hektar ausgepflanzt wurden. Nach der Jungfernlese vom fantastischen Rotweinjahrgang 2006 stellten die Pitnauers dann allerhand Cuvetierungsversuche mit Zweigelt, Merlot und Cabernet Sauvignon an, doch das Ergebnis aller Verkostungen war immer dasselbe: Der Cabernet Franc schmeckte für sich allein am besten!
Außergewöhnliches Reifepotenzial
Damit war klar, dass er auch so gefüllt und auf den Markt gebracht würde. Doch weil gut Ding eben auch hier Weile braucht, darf der Wein erst einmal zwei Jahre in feinstem französischen Eichenholz reifen, ehe er abgefüllt und nach einer weiteren, längeren Flaschenlagerung in den Verkauf geht. Im Blog auf der Pitnauer-Homepage ist dazu folgendes zu lesen: „Der Cabernet Franc des Hauses Pitnauer, braucht viel Zeit und Luft. Durch sein außergewöhnliches Lager- und Reifepotenzial wird er, wie sein großer Bruder „Franz Josef“ auch in Jahrzehnten noch Freude bereiten.“ Ich habe mir das zu Herzen genommen und ein bissl gewartet – aber nach 13 Jahren fand ich nun doch, dass ich mir den Inhalt der Flasche einmal von der Nähe anzusehen.
Großer Stoff aus einem großen Jahr
Damit lag ich auch goldrichtig, denn ich beendete meine Verkostungsnotiz mit dem Satz: „Jetzt perfekt trinkreif!“ Für alle, die sich nicht mehr so genau erinnern können: 2009 war ein großes Rotweinjahr, das ebenso kraftvolle wie langlebige Weine brachte. Genau so einer ist dieser Cabernet Franc: In der Nase eine dunkelwürzige Aromatik mit Teer, Zigarrenkiste, Hollerkoch, Graphit und Dörrzwetschken, die sich zu einer fulminanten Duftfülle vereinen. Am Gaumen dann viel Volumen, dunkle Frucht und samtige Tannine. Mundfüllend und wie Öl am Gaumen klingt der Wein noch ewig nach – großer Stoff auf einem großen Jahr. Unbedingt rechtzeitig dekantieren!
P.S.: Im Mai kommt der bereits bestens gereifte 2017er auf den Markt!
Bewertung: 19/20 Punkten