Klaus Egles Wein der Woche: Ares 2022 Merlot Barrique, Weingut Strobl Lorenz, Poysdorf

Poysdorf steht für idyllische Kellergassen, resche Sekt-Grundweine, Weißwein generell und Grünen Veltliner ganz besonders. Aber der Ares 2022 Merlot Barrique vom Weingut Strobl Lorenz beweist, dass die Poysdorfer Winzer auch beim Rotwein ganz vorne mitmischen können.

Immerhin hat der Ares mit der 2019er-Ausgabe bereits einen Niederösterreichischen Landessieger in der Ahnengalerie stehen und das heißt schon was, denn Niederösterreich ist auch in Sachen Rotwein ein weites Land, das viel hervorragenden Stoff bietet. Dabei hatten die Strobls – neben Lorenz mischt auch Junior Roman im Keller bereits voll mit, während Karin im chicen Heurigenlokal* das Kommando hat – keineswegs zum ersten Mal zugeschlagen: Bereits zwei Jahre vorher holten sie mit dem Zweigelt Barrique „Adagio“ ebenfalls einen Landesieger. Mit den SALON-Siegen 2022 (Riesling Andante 2021) und 2023 (Gemischter Satz 2023) wurden sie endgültig zu Wiederholungstätern und stellten gleichzeitig die Vielstimmigkeit ihres Wein-Orchesters unter Beweis. Wie die Strobls das machen, bleibt ihr kleines Geheimnis, sagen sie doch selbst, dass sie ihren Beruf mit Leidenschaft leben – aber ohne große Worte. Macht nichts, das beste Marketing ist der Erfolg und den scheinen sie geradezu gepachtet zu haben.

Ares – der Wolfshund auf sanften Pfoten

Ares ist eigentlich der tschechoslowakische Wolfshund der Familie Strobl – aber auch Namensgeber für den reinsortig ausgebauten Merlot. Nur vollreife Trauben werden für diesen Wein verwendet, der für zwölf Monate in amerikanischen und französischen Barriques ausgebaut wird. Das Ergebnis ist ein wahrer Pracht-Merlot, der einmal mehr beweist, dass diese Rebsorte als Solist wirklich großartig aufspielen kann. Dunkelfruchtig mit reifen Beeren in der Nase, nach schwarzen Kirschen, Zwetschken und mit zart rauchigen Tönen im Hintergrund. Am Gaumen stoffig und mundfüllend mit reifem Gerbstoff, weich wie ein Federbett, in das man sich gerne hineinfallen lässt. Trotz seiner spürbaren Power von 14,5 % Alkohol bewegt er sich geschmeidig über die Zunge und zeigt einen geradezu gefährlichen Trinkfluss. Vielleicht ist darauf auch der Hinweis „Bitte nicht streicheln!“ auf dem Rückenetikett gemünzt. Ich würde dagegen sagen: „Der will doch nur spielen!“

Bewertung: 18/20 Punkten

*geöffnet nur an den Tagen der offenen Kellertür und bei Veranstaltungen, Termine auf www.wein-strobl.at