Klaus Egles Wein der Woche: Alte Rebstöcke, Welschriesling 2020, Sattlerhof

Der Welschriesling „Alte Rebstöcke“ 2020 vom Sattlerhof ist ein wunderbarer Beweis dafür, dass man keine acht Zylinder unter der Motorhaube haben muss und trotzdem ordentlich Gas geben kann.

Früher hat man sich in der Steiermark vom Welschriesling zum Weißburgunder und den anderen Rebsorten „weitergetrunken“. Dann kam die Ära der Weinkenner und die haben den „Welsch“ links liegen gelassen und einen Muskateller getrunken – oder gleich einen Weißburgunder. Eigentlich schade, denn gerade der Welschriesling, der im Übrigen noch bis vor wenigen Jahren die Rebsorte mit dem größten Flächenanteil in der Steiermark war, verkörperte idealtypisch den Charakter des leichten, trinkfreudigen „Steirers“. Frisch, saftig… wir wissen. Allerdings: Er kann auch anders. So wie die „Alten Rebstöcke“ vom Sattlerhof zum Beispiel.

Ein Signature-Wein vom Sattlerhof

Der ist vielleicht nicht der „größte“ Wein aus der Werkstatt der Sattler-Buam – da hat Senior Willi mit den Riedenweinen vom Kranachberg und Pfarrweingarten schon was aufgebaut, dass sowohl an Image als auch an Qualität echt Bestand hat. Für mich ist dieser Welschriesling dennoch eine Art Signature-Wein für den Betrieb und für die Familie, der in seiner Machart weit in die Zukunft weist. Denn die Kombination aus Klimawandel und jahrzehntelangen Bemühungen um bessere Weinqualität durch höhere Traubenreife hat den Weinbau in weiten Teilen Europas im wahrsten Sinne des Wortes in Teufels Küche gebracht. Seit Jahren marschieren die Top-Weine in Rot sowieso aber auch in Weiß auf die 14 Prozent Alkohol zu und viele machen nicht einmal bei dieser Marke halt. Das macht Eindruck beim Verkosten und es ist ja auch schön, dass so etwas möglich ist – Trinkvergnügen geht aber anders.

Viel Wein mit wenig Alkohol

Genau hier hakt der Welschriesling Alte Rebstöcke 2020 ein. Von 55 Jahre alten Rebstöcken stammen die Trauben, spät mit der Hand gelesen an einem Südhang mit 80 % Steigung und in Hozfässern mit 300 Litern ausgebaut. Unfiltriert und mit minimalem Schwefel abgefüllt, ergibt sich ein „minimal-invasiver“ Wein, der in sich ruht, weil er nichts beweisen muss. Mit intensiver, vom Kalkboden geprägter Würze im Duft, mineralischer Grundtonalität garniert mit frischen Zitrustönen, weißem Pfeffer, Minze, etwas Schwarztee und gelber Frucht zeigt er am Gaumen Druck, mundfüllende Präsenz und anhaltenden Grip. Straff, zart rauchig, mit einem langen Spannungsbogen. So viel Wein mit gerade einmal 12,5 Prozent Alkohol – das sind verdammt gute Nachrichten!

Bewertung: 18/20 Punkte