Kaiserhof Ellmau: Nachhaltiger Leuchtturm am Berg

Heuer vor dreißig Jahren haben Bianca und Günter Lampert den Kaiserhof in Ellmau als bescheidenes Alpenhotel mit 16 Zimmern gegründet. In drei Jahrzehnten haben sie daraus einen Vorzeigebetrieb entwickelt, der seinen Namen mit Stolz und Würde trägt und seinen Gästen stets das Gefühl vermittelt, herzlich willkommen zu sein. Ein Urlaub im Kaiserhof ist wie ein Rundum-Sorglos-Paket, dafür sorgt neben einem top-motivierten Team auch Tochter Vanessa Lampert, die nach ihrem Tourismusstudium inzwischen voll in den Betrieb eingestiegen ist. Zum Hotel gehört ein exzellentes Lokal, mit dem man ganz bewusst auch die Einheimischen anspricht, die hier gerne einkehren und ihre Feste und Anlässe feiern. Nachhaltiges Wirten und Wirtschaften sind seit langem die Leitmotive im Tun der Lamperts, die stets bestrebt sind, den ökologischen Fußabdruck ihres mitten in einer idyllischen Naturlandschaft gelegenen Hauses so klein wie möglich zu halten. Viele kleine Rädchen, an denen hier ständig gedreht wird, ergeben ein großes Ganzes.

Interview: Klaus Egle/Fotos: Elisabeth Egle

Dieses Interview ist Teil einer Serie zum Thema „Wirtshausführer Nachhaltig Wirten“. Es ist eine Kooperation von Wirtshausführer und METRO Österreich, die Nachhaltigkeit als vorrangiges Unternehmensziel festgeschrieben hat. Gemeinsam stellen wir Wirte vor, die in vorbildlicher Weise Nachhaltigkeit täglich leben, in einer Branche, die mehr als andere im Blickfeld der Öffentlichkeit steht. So machen wir ihre nachhaltigen Initiativen sichtbar und nachvollziehbar.

Bianca Lampert
Vanessa Lampert
Günter Lampert

Klaus Egle: Für viele Wirte beginnt die Nachhaltigkeit mit Einzelmaßnahmen; Sie haben ein komplettes, überzeugendes Nachhaltigkeitskonzept. Wie kam es dazu?

Bianca Lampert: Das hat sich schon nach und nach entwickelt, wobei Günter mit der Wärmerückgewinnung schon begonnen hat, als es den Begriff „Nachhaltigkeit“ noch gar nicht gegeben hat.

Günter Lampert: Ja, damit haben wir bereits im Jahr 2003 installiert. Wir heizen unseren 18 Meter langen Rooftop-Pool komplett mit der Abwärme der Kühlaggregate – der hat konstant 30 Grad und wir müssen hier nie dazuheizen. Das hilft nicht nur in Sachen Nachhaltigkeit, sondern spart natürlich auch Kosten. 

Klaus Egle: Wissen die Gäste Ihr Engagement zu schätzen und kommen auch deshalb gerne in Ihr Haus, weil sie hier mit gutem Gewissen genießen und sich wohlfühlen können?

Bianca Lampert: Da hat sich im Bewusstsein der Gäste viel weiterentwickelt. Viele fragen sich schon, woher kommt das Fleisch, woher kommt das Gemüse, woher kommen die Eier? Diese Gedanken werden immer präsenter.

Günter Lampert: Wir kochen in der Küche schon seit ewig mit Freilandeiern und Produkten aus der Region und man hat einfach auch selbst ein gutes Gefühl, wenn man damit arbeitet. Da kennt man dann auch die Produzenten alle und weiß, dass man Produkte mit konstant guter Qualität bekommt. Und wenn es etwas einmal nicht gibt, dann sind wir so flexibel, dass wir das Menü eben anders planen. Wir ändern ja unsere Karte alle 14 Tage, das ist nicht nur für Gäste, die mehrmals pro Saison kommen, eine Abwechslung, sondern es ist auch für die Mitarbeiter in der Küche interessanter, wenn es immer wieder etwas Neues gibt. 

Nachhhaltig trinken: Stilvolle Alu-Trinkflaschen

„Wir holen beim Thema Nachhaltigkeit auch die Mitarbeiter ins Boot.“

Klaus Egle: Wer schaut im Haus darauf, dass die Nachhaltigkeitsmaßnahmen umgesetzt werden?

Vanessa Lampert: Das ist gut auf uns drei aufgeteilt und auch mein Bruder Fabian, der nicht im Haus ist, mischt da im strategischen Bereich mit. Der Papa natürlich in der Verwaltung, der unter anderem darauf schaut, wie wir die Energieeffizienz erhöhen können und zusammen mit unserem Küchenchef David Wagger auch im Bereich Küche und Lebensmittel. Dann schauen wir in vielen kleinen Bereichen von der Rezeption bis zur Reinigung, wie wir möglichst ressourcenschonend agieren können. 

Klaus Egle: Wie übertragen Sie als Wirtin und Wirt Ihre Einstellung und Ihr Engagement auf die Mitarbeiter?

Bianca Lampert: Wir haben zum Glück viele langjährige Mitarbeiter und die holen wir auch bei diesem Thema mit ins Boot. Wir haben wöchentliche Meetings mit den Führungskräften und auch mit den Teams, da sitzt man dann mit einem Kaffee und es wird diskutiert und da kommen dann oft auch so viele Ideen auf die wir selbst gar nicht gekommen wären. Früher haben wir den Gästen bei der Abreise ein Wasser oder Mineralwasser mitgegeben. Das war natürlich in Plastikflaschen. Dann haben wir in der Rezeption die Idee geboren, dass wir den Gästen bei der Anreise gleich Alu-Trinkflaschen mit unserem Logo drauf als Geschenk auf das Zimmer stellen. Dazu haben wir in der Lobby einen Trinkbrunnen mit Granderwasser vom Wilden Kaiser, wo sie sich die Flaschen immer wieder auffüllen können. 

Klaus Egle: Damit sind die Gäste ja dann mit Wasser versorgt, so lange sie da sind…

Günter Lampert (lacht): Ein bissl Wein haben wir aber auch da, zur Not.

„Das ist eine Frage der gegenseitigen Wertschätzung.“

Klaus Egle: Nicht alle Produkte können immer von kleinen Bauern der Region stammen; da kommt METRO ins Spiel mit einem Riesen-Produktangebot. Wo ist das für Sie hilfreich und was schätzen Sie an der Zusammenarbeit mit METRO?

Günter Lampert: METRO ist für uns in vielen Bereichen ein wichtiger Lieferant und Partner – von Meeresfischen bis zum ganzen Trockensortiment. Und dann haben wir ja in der Region nicht so viele Bauern, da brauchen wir für viele Produkte auf jeden Fall den Großhandel. Da hat zum Beispiel METRO aber auch wieder viele Produkte, die von den Bauern hingeliefert werden und da kann ich dann alles auf einmal kaufen, was ja auch mehr Sinn macht, als wenn ich zu jedem Lieferanten extra hinfahren müsste. Ein anderer Vorteil dabei ist die Hygiene und dass die Kühlkette immer perfekt geschlossen ist.

Bianca Lampert: Natürlich ist es grundsätzlich unser Bestreben, die regionalen Produzenten so gut wie möglich einzubinden, zumal es in einer tourismusintensiven Region wie unserer besonders wichtig ist, ein gutes Einvernehmen mit den Einheimischen zu haben, ob sie jetzt direkt vom Tourismus leben oder nicht. Das ist auch eine Frage der gegenseitigen Wertschätzung. 

Wir haben viele Mitarbeiter, die schon sehr lange bei uns sind und auch viele, die wieder zu uns zurückkommen, wenn sie einmal woanders waren, weil sie die Sicherheit einer Ganzjahresbeschäftigung und die Regelmäßigkeit einer
5-Tage-Woche schätzen.

„Ich fand Koch immer einen coolen Job!“

Klaus Egle: Stichwort Mitarbeiter. Was bieten Sie ihnen, damit Sie gutes Personal bekommen, das gerne und engagiert bei Ihnen arbeitet?

Bianca Lampert: Ich glaube, es geht gar nicht in erster Linie darum, was man den Mitarbeitern bietet. Wichtiger ist, dass man sich auf Augenhöhe trifft und dass ich meine Mitarbeiter so behandle, wie ich auch selbst gern behandelt werden möchte. Ich mag das schon gar nicht, wenn man von „Personal“ spricht, weil das sind Mitarbeiter und jeder von ihnen ist ein wichtiges Glied in der ganzen Kette. Ich brauche den Abwäscher genauso wie ich das Zimmermädchen brauche oder den Oberkellner und den Küchenchef. Dann haben wir eben unser Teamhaus, mit komplett eingerichteten Appartements, weil die Leute sich auch in ihrer Freizeit wohlfühlen sollen. Seit längerer Zeit haben wir auch schon die 5-Tage-Woche und eine Fingerprint-Erfassung für die Dienstzeiten, also wenn jemand einmal länger da ist, dann wird das auch erfasst und er bekommt dafür Zeitausgleich. Die Mitarbeiter wissen, dass sie bei uns fair behandelt werden und dafür erwarte ich mir auch, dass sie eine Top-Leistung bringen. Wir haben viele Mitarbeiter, die schon sehr lange bei uns sind und auch viele, die wieder zu uns zurückkommen, wenn sie einmal woanders waren, weil sie die Sicherheit einer Ganzjahresbeschäftigung und die Regelmäßigkeit einer 5-Tage-Woche schätzen.

Günter Lampert: Wir tun uns mit den Mitarbeitern auch leichter, weil die lieber in einem Haus mit einem guten Ruf arbeiten, damit sie sich dann mit ihrem Dienstzeugnis wieder überall bewerben können, auf der ganzen Welt. Das ist ja das Schöne an unserem Beruf, dass man zum Beispiel über eine internationale Hotelkette überall hinkommen kann. Ich fand Koch immer einen coolen Job und Gott sei Dank gibt es – jetzt wieder – viele Junge, die das auch so empfinden.

Vanessa Lampert: Wir haben auch immer mehr Mitarbeiter aus der Region, was auch damit zu tun hat, dass wir hier versuchen, mit der „Kaiserschaft“, einer Vereinigung von vielen Hoteliers, eine eigene Community außerhalb der Betriebe aufzubauen, die gemeinsam Dinge unternehmen. So entsteht neben der „Großfamilie“ des Betriebes, in dem man arbeitet, auch eine Verbindung und ein Bezug zur Region. Das man sagt, man hat auch eine Freundesgruppe in Ellmau oder in der Region und das versucht man innerhalb der Kaiserschaft mit Events oder Teambuilding-Programmen zu fördern. Da geht es darum, dass die Leute hier nicht nur arbeiten, sondern sich hier auch zuhause fühlen.

Klaus Egle: Ein großes Hotel mit Küche und Wellnessbereich braucht eine Menge Energie. Was haben Sie unternommen, damit Sie Ihren Energiebedarf reduzieren können?

Günter Lampert: Wir haben im Jahr 2014 von Öl auf Gas umgestellt und beim großen Umbau 2020 auch Fotovoltaik angedacht aber aufgrund des hohen Investments dann doch nicht gleich umgesetzt. Aber wir denken in diese Richtung schon wieder weiter. Die erforderlichen Leerverrohrungen sind bereits installiert und da wird bei uns in den nächsten Jahren sicher noch einiges passieren. Außerdem haben wir beim Umbau rund drei Viertel des Hauses komplett neu isoliert. Der obere Stock, der neu aufgesetzt wurde ist ein reiner Holzbau und alles ist mit Hanf isoliert, das war die beste Isolierung, die am Markt war. Da haben wir viel investiert und auch bewusst teurer gebaut, dafür haben wir jetzt eine perfekte Isolierung und ein ganz anderes Raumklima. 

Klaus Egle: Und wie sieht die Zukunft im Kaiserhof aus?

Vanessa Lampert: Bei uns war das sehr cool, weil mein Bruder und ich selber entscheiden konnten, in welche Richtung wir gehen wollen. Bei Fabian war das sein Jura-Studium, bei mir war es eigentlich immer schon der Tourismus. Das ist natürlich toll, dass meine Eltern noch voll mit dabei sind, weil wir viel gemeinsam umsetzen können und ich muss sagen, jeden Tag im Betrieb lerne ich etwas dazu. Es ist jetzt bei uns ein Prozess und es geht step by step, dass Aufgabenbereiche von meinen Eltern zu mir übergehen. Auch die Gäste bemerken, dass bei uns wieder ein Wandel im Gange ist und ein bisschen ein jüngerer Touch dazukommt.

Klaus Egle: Das war jetzt ein schönes Schlusswort.

Günter Lampert: Besser hätt’ ich es auch nicht sagen können.