Die Werbung verspricht, dass im Frühling im Weinviertel ein verheißungsvoller Zauber zu spüren ist. Den Menschen zieht es wieder hinaus zu Blütenknospen und Vogelstimmen, zu Haselstaude und Weinrebe. Kurz gesagt, er geht „in die Grean“. Wir wollten wissen, was das heißt und sind der Einladung von Markus Taubenschuss vom Weingut Taubenschuss in Poysdorf gefolgt. „In die Grean gehen“ hat seinen Ursprung in der Mitte des 19. Jahrhunderts, als der Weinbau nicht mehr Adel und Klöstern vorbehalten war, sondern freie Weinbauern eigene Grundstücke bewirtschaften konnten.
Eigentlich erwartet man sich vom „In die Grean gehen“ eine – möglichst kurze – Wanderung in die Weingärten und dort eine – möglichst ausführliche – Labung mit Wein und einer zünftigen Jause. Als aber Markus Taubenschusss zu Beginn dieser Weingarten-Exkursion seinen Spaten schulterte, war gleich klar, dass es hier etwas tiefer gehen würde. Keine Angst, Wein und Jause gab es ebenfalls reichlich aber dazu auch gleich die Erklärungen, warum der Wein so schmeckt wie er schmeckt. Und da spielt neben dem Klima und der Arbeit des Winzers vor allem der Boden eine ganz entscheidende Rolle. Markus Taubenschuss weiß das genau, hat er doch eine eigene Ausbildung für Bodenbearbeitung absolviert. Also nichts wie rein in die begrünten Zwischenräume der Weingartenreihen und den Spaten ins Erdreich gerammt. Hier, in der Humusschicht, die den Löss bedeckt, spielt sich jede Menge Leben ab sowohl Pflanzliches als auch Tierisches.
Auf dem Weg zu Bio
Das zu erhalten ist die Aufgabe des Winzers und das geht natürlich nicht, wenn man hier mehrmals im Jahr mit der Giftspritze drüberfährt. Darum hat sich die Familie Taubenschuss – neben Markus arbeiten im Weingut auch sein Bruder Thomas und die Eltern, Monika und Helmut Taubenschuss mit – entschlossen, den Betrieb auf biologisch-organische Bewirtschaftung umzustellen. Die Zertifizierung wird im Jahr 2024 erfolgen, doch schon jetzt wird im Betrieb großes Augenmerk auf alles gelegt, was den Boden schont und ihm Biomasse und somit Vitalität und Leben zuführt. Das reicht von der eigenen Kompost-Produktion bis zum Begrünen der Weingärten mit Leguminosen, die den Boden auflockern und Stickstoff im Boden binden, der als natürlicher Dünger dient. Und dann gibt es natürlich noch die vierbeinige Mitarbeiter-Schar in Form von zwei Schafherden: Sie beweiden die Weingärten, damit Gras und Grünzeug den Reben nicht all zuviel Wasserkonkurrenz verursachen und tragen ebenfalls gleich zur Düngung des Bodens bei.
Der Boden kommt ins Glas
Klingt jetzt alles sehr theoretisch aber der Genuss kam bei unserem Ausflug in die historische Riede Hermannschachern hoch über Poysdorf ebenfalls nicht zu kurz. Dafür sorgte schon Seniorchef Helmut Taubenschuss, der mit dem Spaten gekonnt eine Flasche feinsten Winzersekt sabrierte und den Grünen Veltliner von der Ried Hermannschachern zur Verkostung reichte. Zurück im Weingut gab es dann zur exzellenten Jause einen Querschnitt durch das Taubenschuss-Sortiment zu verkosten: Vom frisch-fröhlichen Muskateller 2021 „Kalk und Kindel“ bis zu den gereiften Reserven wie dem Grünen Vetliner Große Reserve 2016 von der Ried Maxendorf „MX Alte Reben“ von mehr als 60 Jahre alten Reben. Insgesamt ein ebenso genussvoller wie informativer Ausflug, der einmal mehr klarmachte: Der Boden macht den Wein!